Earned Value Management (EVM) ist eine Methode zur Bewertung der Projekt-Performance. Dabei werden Arbeitspakete terminiert und mit Plankosten versehen. Daraus ergibt sich für den Fortschritt im Projekt eine Vergleichslinie. Die pro Arbeitspaket tatsächlichen Kosten und Termine werden bezogen auf diese Vergleichslinie bewertet. EVM fasst Projektumfang, Termine und Kosten in Kennzahlen zusammen, bietet ein Vokabular für alle Beteiligte, fokussiert das Team auf Projektziele, ermöglicht das frühe Erkennen von Trends und unterstützt dadurch realistischere Vorhersagen und korrigierende Maßnahmen.
In der deutschen und englischen Wikipedia wird die Methode kurz erklärt. Der englischsprachige Beitrag ist etwas tiefergehend. Die Veröffentlichung des Project Management Institutes The Standard for Earned Value Management (ISBN-13: 978-1628256383) umfasst 182 Seiten. Der Standard geht deutlich weiter als die Wikipedia-Beiträge. Er beschreibt die Relevanz der Methode für Unternehmen, Programm, Portfolio und Projekt in allen Projektphasen von Initiierung bis Abschluss, und gibt Hinweise zur Bewertung der Kennzahlen hinsichtlich Terminentwicklung und Kostenentwicklung. Zusätzlich erläutert der Standard die Anwendung der Methode in agilen Projekten, die z.B. mit Scrum organisiert werden. Aus meiner Sicht eine gute Basis für die Abstimmung und den Austausch mit Management und Product Owner.
In einem meiner früheren Projekte war die Stimmung schlecht. Gefühlt war jedes Arbeitspaket teurer als gedacht und dauerte länger in der Implementierung wie vorhergesehen. Die Kommunikation mit dem Kunden litt erheblich darunter. Für jedes Release habe ich eine Vergleichslinie aufgebaut und die tatsächlichen Ergebnisse bewertet und mit den verschiedenen Beteiligten besprochen. Der vorherrschende Eindruck hatte nichts mit der Realität zu tun. Es wurde günstiger und termingerecht gearbeitet. Mit diesem Wissen wurden alle Gespräche mit dem Kunden auf allen Ebenen einfacher und zielführender, nicht nur für meinen Auftraggeber, auch für seinen Kunden.
Die daraus entstandene Berichtsvorlage enthält zusätzlich eine Darstellung für Zahlungsbetrag und Zahlungseingang. Dadurch ist der Account für alle nachvollziehbar in relevanten Kenngrößen dargestellt.
Die Erfassung der Daten im beschriebenen Beispiel war nicht aufwendig oder komplex. Die Erfassung erfolgte bereits durchgängig, lediglich die Zusammenführung von Plan und Realität war bisher nicht gegeben. Dies wird in vielen Projektumfeldern und Unternehmen bereits so vorzufinden sein, eine manuelle oder nach einer Pilotphase ggf. auch automatisierte Berichterstellung erfordert die Existenz entsprechender Schnittstellen. Sind diese vorhanden, können für ausgewählte, risikobehaftete oder alle Projekte vergleichbare Kennzahlen entstehen.
Im agilen Umfeld ist es gut, ein Burndown-Chart und ein Backlog zu pflegen, in dem alle Erfahrungswerte des Teams einfließen und dadurch Planbarkeit von Sprints und Iterationen entstehen kann. EVM bietet eine Möglichkeit, die Brücke zu Kosten und Terminen zu schlagen und erlaubt es damit weitere einflussreiche Beteiligte abzuholen.